Situation vor der Vereinsgründung

Im Rahmen der sogenannten „Flüchtlingskrise“ kamen ab Anfang 2015 wieder viele geflüchtete Menschen nach Espelkamp, hauptsächlich aus Syrien und Afghanistan, aber auch vielen afrikanischen Ländern. Die Hauptursachen der Flucht lagen in den Kriegen oder der Not in den Heimatländern. Die Geflüchteten mussten in Espelkamp zunächst versorgt und untergebracht werden. Espelkamp war, wie alle anderen Kommunen auch, auf diese Anzahl nicht oder nicht ausreichend vorbereitet. Viele Menschen und auch soziale Institutionen in Espelkamp wollten helfen, fühlten sich alleine aber überfordert.

Nach mehreren offenen Gesprächsrunden unter Federführung der Stadt Espelkamp am „runden Tisch“ bestand Einigkeit darin, dass die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe von einer zentralen Stelle geordnet und unterstützt werden sollte. Eine Bereitschaft einer bereits bestehenden Institution in Espelkamp dazu bestand nicht.

Vereinsgründung

Der Verein MitMenschen e.V. wurde im Dezember 2015 auf Initiative der Stadt Espelkamp gegründet. Seine Hauptaufgabe bestand zunächst darin, das an vielen Stellen bereits bestehende ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingshilfe zu koordinieren und zu unterstützen. Durch finanzielle Unterstützung der Stadt Espelkamp konnte der Verein dafür eine Koordinatorin als Teilzeitkraft einstellen.

Erste Sprachkurse wurden bereits in einigen Kirchengemeinden, den Räumen des DRK und in der ehemaligen Ina-Seidel-Schule, die als Übergangswohnheim diente, durchgeführt. Im Jugendzentrum Isy7 gab es ein wöchentliches Kontakt-Café und eine Fahrrad-Reparaturwerkstatt.


Anlaufstelle „Hermann“

Ab Mai 2016 konnte der Verein dann eigene Räume am Bischof-Hermann-Kunstplatz, günstig gelegen im Espelkamper Stadtzentrum, beziehen, unserem „Hermann“. Diese Räumlichkeiten entwickelten sich sehr schnell zu einem interkulturellen Treffpunkt für neu Zugewanderte. Unsere Koordinatorin war hier erste Ansprechpartnerin für viele Angelegenheiten, sie hat die Aktivitäten der Ehrenamtlichen gesteuert, die Verwaltungsaufgaben für den Verein erledigt und war Ansprechpartnerin für andere Stellen in der Flüchtlingsarbeit.

Der „Hermann“ war nicht nur ein offener Treffpunkt, sondern hier gab es auch viele Angebote wie regelmäßige Alphabetisierungs- und Sprachgrundkurse, Hilfestellung beim Zurechtfinden im deutschen Alltag und Begleitung beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. Einen großen Stellenwert hatten auch integrative Projekte, wie das gemeinsame Kochen und Backen und jährliche Feste wie das Sommer- und das Lichterfest. Eine große Zahl ehrenamtlicher Helfer kümmerte sich um diese Aufgaben.

Die Corona-Pandemie hat die meisten Aktivitäten des Vereins schlagartig beendet. Aufgrund der vielen Corona-Einschränkungen, insbesondere im Bereich der persönlichen Kontakte, durften keine Kurse und Veranstaltungen mehr stattfinden. Einige Ehrenamtliche nähten und verteilten zu Beginn der Pandemie Stoffmasken und übernahmen Einkäufe für die Bewohner eines Altenheims.

Nach der Corona-Zeit gab es große Probleme, die Aktivitäten des Vereins wieder neu zu beleben. Die ehemaligen Kontakte zu den Ehrenamtlichen und auch zu den Geflüchteten konnten nach so langer Zeit nicht mehr oder nur noch teilweise wieder aufgebaut werden. Die Angebote mussten eingeschränkt werden, weil einerseits weniger nachgefragt und andererseits auch weniger Ehrenamtliche zur Verfügung standen.

Erschwerend kam hinzu, dass die Stadt Espelkamp den Zuschuss an den Verein halbierte. Im Ergebnis konnte der Verein die Miete nicht mehr bezahlen und musste den Treffpunkt „Hermann“ im Mai 2023 schließen.

Anlaufstelle Quartiersbüro

In Abstimmung mit der Stadt Espelkamp und der Aufbaugemeinschaft Espelkamp konnte der Verein MitMenschen ab Juni 2023 einen Raum im Quartiersbüro an der Isenstedter Straße in Espelkamp zeitlich eingeschränkt mit nutzen. Mit dem Ukraine-Krieg gab es ab März 2022 wieder einen größeren Zulauf an Geflüchteten und der Bedarf an ersten Sprachkursen und Alltagshilfen stieg zunächst wieder an. Wir führten zusätzlich Kurse für Kinder ohne Deutschkenntnisse, die keinen Kita-Platz bekommen konnten, durch und veranstalteten Leseprojekte für Schulkinder.

Die Entfaltungsmöglichkeiten des Vereins sind im Quartiersbüro nur eingeschränkt möglich. Der Raum ist für einige Angebote nicht gut geeignet und bei den Ehrenamtlichen nicht beliebt. Das Quartiersbüro war auch nur als Übergangslösung gedacht und das Ehrenamt wünschte sich wieder eigene Räume für einen offenen Treffpunkt, in dem sie selbst ihre Angebote gestalten können.

Treffpunkt „Mittwald-Center“

Der Verein konnte zum 01 Februar 2025 im Stadtzentrum am Wilhelm-Kern-Platz neue, sehr gut geeignete Räume finden, wo er selbst walten und gestalten kann. Damit öffnen sich für den Verein viele neue Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen.

Neue Herausforderungen:

Vieles hat sich in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe und für unseren Verein in den letzten Jahren verändert:

  • Der Zugang der geflüchteten Menschen zu Sprachkursen und anderen qualifizierten Angeboten der professionellen Flüchtlingshilfen hat sich dank staatlicher Zuschüsse verbessert

  • Die Möglichkeiten der Geflüchteten, sich bei Fragen und Problemen selbst zu informieren und Hilfe zu finden sind heute viel weitreichender

  • Die Rahmenbedingungen für unseren Verein haben sich verschlechtert:
    • Der Zuschuss der Stadt für den Verein wurde 2022 um die Hälfte gekürzt

    • Der KOMM-AN-Zuschuss des Landes NRW wurde 2024 ersatzlos gestrichen

    • Die Spendenbereitschaft für den Verein sind stark zurückgegangen

    • Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer hat sich stark verringert und es wird zunehmend schwieriger, neue Ehrenamtliche zu gewinnen

Diese neuen Herausforderungen sind uns bewusst. Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass wir mit den neunen Möglichkeiten in unseren neuen Vereinsräumen wieder zusätzliche Angebote machen und auch ehemalige oder neue Helfer gewinnen können.